Merkmale der Klassik:
- Von ca. 1786-1832
- Literarisches Zentrum: Weimar
- Wunsch nach moralisch und ästhetisch kultivierter Welt
- Bildung zur Humanität durch Kunst und Dichtung
- häufig menschlicher Idealzustand (durch Charakterschönheit ausgezeichnet) durch Kunst beschrieben
- harmonischen Gleichgewicht zwischen Verstand und Gefühl
- Harmonie zwischen Vernunft und Natur (Goethe: Natur und Kunst)
- Bedürfnis nach Entwicklung einer strengen Form: Maß, Ordnung, Fasslichkeit, Symmetrie, Proportion
- Rebellischer Ton aus Sturm und Drang wird aufgegeben
- An Antike/Griechentum angelehnt (Vorbilder für deutsche Dichter)
Geschichtlicher Hintergrund
Napoleonische zeit (1789 – 1815)
Auswirkungen der Revolution auf Europa
- es folgen revolutionäre Aufstände in Europa + Lateinamerika
- Erklärung der Menschen –und Bürgerrechte fand Widerhall in mehreren europäischen Feudalstaaten
-> Erhebung gegen z. B. Habsburger
-> Bauernaufstände in Spanien
-> Revolution auch in 2 schweizer Kantonen
-> revolutionäre Impulse von Frankreich bis Polen
-> 1794 Konvent für französische Kolonien hob Sklaverei auf
-> durch Frankreich besetzte Staaten (und derer Bevölkerung) unzufrieden
- im Gegensatz zu Aufklärung weniger Vernunftoptimismu + Verstandeskult
- Klassik: Ideale des guten, Schönen, Wahren
-> absolute Harmonie
- wegen französische Revolution + Wirkungen und Nachwirkungen durch idealistische Philosophen + klassische Dichter: Konzept einer Dichtung der Humanität
- klassische Autoren empfanden dies als Norm (Richtung, Richtlinie, Maßstab)
-> Ziel: Gleichsetzung des sozialen mit natürlichem Menschen
- Klassik verbunden mit Umbau des Feudalstaates Richtung Kapitalisus
- Im jetzigen Deutschland: Feudalstaaten + Österreichischer Kaiser
- Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika
- Französische Revolution 1789
- Wissenschaftliche Entdeckungen und Frühphase der Industriellen Revolution.
- Die Kleine Eiszeit (1500–1850) erreicht um 1750 ihren Höhepunkt.
- Schottland und England schließen sich zum Königreich Großbritannien zusammen.
- James Cook umrundet die Welt in den 1770ern.
- Beginn der europäischen Besiedlung Australiens 1788.
- Napoleonische Truppen entdecken 1799 den Stein von Rosetta.
- Kriege zwischen Großbritannien, Frankreich, Spanien und Österreich.
- siehe auch Spanischer Erbfolgekrieg 1701–1714 (engl. Queen Anne's War), Österreichischer Erbfolgekrieg, War of Jenkins Ear, Siebenjähriger Krieg (engl. French and Indian War). Besiegelt den Aufstieg Großbritanniens zur Großmacht.
- Frühindustrialisierung
- Französische Revolution
- Krise des Europäischen Feudalsystems
Persönlichkeiten
- Johann Wolfgang von Goethe, Dichter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann
- Joseph Haydn, österreichischer Komponist
- Thomas Jefferson, amerikanischer Politiker
- Friedrich Gottlieb Klopstock, deutscher Schriftsteller
- Wolfgang Amadeus Mozart, österreichischer Komponist
- Maximilien de Robespierre, französischer Revolutionär
- Friedrich von Schiller, deutscher Dichter und Schriftsteller
- Alexander von Humboldt, deutscher Naturforscher
- Wilhelm von Humboldt, deutscher Bildungsreformer und Sprachphilosoph
- George Washington, erster amerikanischer Präsident und General
- James Watt, schottischer Erfinder
Erfindungen
- Cotton Gin
- John Harrisons Chronometer löst das Längenproblem der Navigation der Seefahrt
- Dampfboot
- Heißluftballon
- Fallschirm
- Blitzableiter
- Steindruck / Lithographie
- Impfung
- Diverse Innovationen der Textilindustrie, u. a. programmierbare Webstühle
- Pianoforte
Goethe - Leben
- geboren: 28. August 1749 in Frankfurt Main
- 22. März 1832 in Weimar gestorben
- Geadelt 1782
- Dichter, Dramatiker, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker, Staatsmann
- Einer der bekanntesten Vertreter der Weimarer Klassik
- Er schrieb: Gedichte, Dramen, Prosa-Literatur, naturwissenschaftliche Abhandlungen
- Einer der bedeutendsten deutschen Dichter + herausragende Persönlichkeit in Weltliteratur
Jugend und Kindheit
- lebte in Frankfurt Main im Haus am großen Hirschgraben (heute: Goethe-Haus)
- Johann Caspar Goethe = Goethes Vater (hatte Titel des Kaiserlichen Rates, hatte Naturalienkabinett, sammelte Bilder)
- Catharina Elisabeth Goethe aus alteingesessener Patrizierfamilie
- Hatte eine Schwester (1750) Cornelia Friderike Christina
o Alle anderen Geschwister starben früh
- Goethe, seine Schwester, seine Mutter bekamen Unterrichte von Vater + Privatlehrer gelehrt (in: allen damals üblichen Fächern, Französisch, Lateinisch, griechisch, Englisch, hebräisch)
- Er bekam Unterricht in (seinen Kreisen gemäß): Fechten, Reiten, Tanzen
- War Musterknabe (mochte Zeichnen aber nicht Musik)
- Streng religiöse Erziehung
- Doch seine Neigung gegenüber der Kirche war eher ablehnend
o Charakterisierte Kirche z. B. als Mischmasch von Irrtum und Gewalt
- bereits als Kind Interesse an Literatur (aus Bibliothek des Vaters)
o las: Friedrich Gottlieb Klopstock, Homer
- schon früh Begeisterung für Theater
o denn: im väterlichen Haus spielte jährlich ein Puppentheater
- wurde 1764 zeuge der Krönung Joseph II. (zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation)
o beschrieb er später in Dichtung und Wahrheit
- verließ am 30. September 1765 Frankfurt um in Leipzig Studium der Rechte aufzunehmen
Studium und Geniezeit (1765-1775)
Leipzig (1765-1768)
- studierte von 1765 bis 1768 in Leipzig Jura
o war Gegenteil seiner bisherigen Ausbildung
-> Studium stieß ihn ab
- hörte lieber Poetikvorlesungen von Christian Fürchtegott Gellert
o nahm an dessen Stilübungen teil
- nahm Zeichenunterricht bei Direktor der Leipziger Akademie
- nahm auch Unterricht bei Kupferstecher (lernte: Stechen, Holzschnitt, Radieren)
- verehrte Lessing und Wieland
- er schrieb schon in dieser Zeit sehr viel
o vernichtete jedoch fast alles
o erhalten: Komödie Die Mitschuldigen
- das Stück Auerbachs Keller (darin enthalten: Fausts Fassritt) beeindruckte ihn
o nahm Auerbachs Keller (außer Harzgebirge und Orte Schierke + Elend) als einzigen konkreten Punkt in Faust I auf
- hatte dann Blutsturz -> musste Ende August 1768 nach Frankfurt zurückkehren
Frankfurt/Straßburg (1768-1770)
- brauchte 1,5 Jahre um wieder gesund zu werden -> tiefgehende Verstimmung mit seinem Vater
- wurde von seiner Schwester und von seiner Mutter gepflegt
- schrieb während seiner Krankheit eine freche Kriminalkomödie
- beschäftigte sich auch einige Monate lang mit Mystik, Seelenforschung
- April 1770 verlor Vater die Geduld -> Goethe verließ Frankfurt + beendete Studium in Straßburg
- Kümmerte sich kaum um trockenes Studium
- Er blühte im Elsass auf -> kaum eine andere Landschaft beschrieb er später liebevoller
- Goethe lernte viele Leute in seiner Pension kennen: u. A. Herder
- Herder war erste überlegene Person, die Goethe kennen lernte
o Herder öffnete ihm die Augen für Shakespeare
o Erschloss mit ihm die Poesie der Völker
§ Nicht Stammbäume und Schlachten seien wichtig, sondern das Werden und Wesen der Völker, sichtbar in ihrer unverbildeten Dichtung (Altes Testament, Homer, Mythen, Sagen)
o Diese Art zu denken beeindruckte Goethe stark
- in Straßburg erlebte er erstmals altdeutsche Baukunst -> führte später zu begeisterten Schrift: Von deutscher Baukunst
- auf einem Ausflug (nach Sesenheim) verliebte er sich in Pfarrerstochter Friederike Brion
- machte nach einem Jahr Schluss
- aus Straßburger Zeit stammen Gedichte z. B.: Willkommen und Abschied, Sesenheimer Lieder, Heideröslein
- Vater ersehnte juristische Dissertation, aber Goethe gestaltete nach seinen eigenwilligen Ideen -> wurde nicht mal zur amtlichen Zensur angenommen
- Beschreibung Goethes von Theologieprofessor: „überwitziger Halbgelehrter und… wahnsinnigen Religionsverächter“
- Erhielt trotzdem durch Disputation 1771 das Lizentiat
o Grundlage: 56 Thesen auf Latein
-> Ausbildung war damit abgeschlossen
-> Angebot einer Arbeit im französischen Staatsdienst (lehnte er ab)
-> er wollte sich nicht binden – wollte „Original-Genie“ sein
Frankfurt und Darmstadt (1771)
- 1771 Zulassung Goethes als Lizenziat in Frankfurt
- Wollte humane Rechtsprechung, humanen Vollzug
- Ging in ersten Prozessen zu forsch vor -> bekam Rüge -> verlor Lust
- Beendigung seiner Laufbahn nach wenigen Monaten
- Stand oft in Verbindung mit Darmstädter Hof
- Wanderte oft – auch im Schneesturm – Rebellion = Sturm und Drang
- Verfolgte wieder literarische Ziele (Vater hatte nichts dagegen – half sogar)
- Goethe schrieb eigene Stücke – traf ins Herz der Zeitgenossen – gab das Stück an Freunde weiter
- Als Herder das noch nicht bühnenreife Stück kritisierte servierte sein Zögling ihn ab
o Danach wurde Merck kritischerer Förderer
Wetzlar (1772) – Frankfurt (1775)
- konnte nicht mit unbezahlter Arbeit an Literaturmagazin überleben
- 1772 Goethe ging zur Vervollständigung d. juristischen Ausbildung ans Reichskammergericht Wetzlar
- verliebte sich 1772 in verlobte von Kestner = Charlotte Buff
o sie waren gleich unzertrennlich
o Goethe führte ernstes Gespräch mit Kestner -> flüchtete nach Frankfurt -> ließ sich dann dort dauerhaft nieder
- Merck drängte Goethe – er solle Stücke fertig stellen
o Sie brachten Götz von Berlichingen raus -> Sensationserfolg -> machte Goethe mit einem schlag bekannt
o Auch Die Leiden des Jungen Werter wurden ein großer Erfolg -> Goethe wurde als Genie bezeichnet
- verlobte sich mit Elisabeth Schönemann (Verlobung hatte nur 0,5 Jahre bestand)
- reiste 1774 in die Schweiz
- 1775 Einladung von Herzog von Sachsen-Weimar (wollte Goethe als Berater haben)
o Vater wollte das nicht – riet zu Italienreise – machte Goethe auch – auf Weg nach Heidelberg holte ihn weimarschen Kutsche ein – fuhr nach Weimar
Italienreise (1786-1788)
- zunehmend bedrückender werdende Weimarer Enge + Eingeschränktheit seiner dichterischen Existenz (höfische und dienstliche Verpflichtungen à Befreiungsschlag: Flucht nach Italien
- Erholungs- und Bildungsreise
- bereiste von 1786-1788 wichtigste Stätten, hielt sich lange in Rom auf
- reiste inkognito als „Maler Möller“
- hatte schon in „Wilhelm Meister“ Italiensehnsucht formuliert („Kennst du das Land?“)
- erlebte wirkliche Schönheit der Natur und der Kunst
- schrieb in Palermo „Iphigenie auf Tauris“ weiter
- bezeichnete später Italienreise als schönste Zeit seines Lebens
- machte Bekanntschaften mit Heinrich Tischbein
Faust - Inhalt
- keine eindeutige Epochenzuordnung möglich, da schon im Sturm und Drang begonnen
- Faust-Saga geht auf Schulmeister zurück, der etwa 1480-1539 lebte
- Schulmeister (vermutlich Georg) galt bei Zeitgenossen als seltsame Gestalt, die sich u.a. mit astrologische Fragen, der Erstellung von Horoskopen, aber auch mit Quacksalberei beschäftigte
- Inhalt:
o Faust (angesehener Forscher und Lehrer), zieht Lebensbilanz -> kein schönes Ergebnis: erhält als Wissenschaftler keine tiefe Einsicht und keine brauchbaren Ergebnisse + ist als Mensch unfähig Leben zu genießen
o Beschwörung des Erdgeistes, der ihm zu verstehen gibt, dass Faust eigentlich nichts wisse
o Will Selbstmord machen, wird von Kirchenglocken abgehalten, die ihn an Kindheit erinnern
o Wird immer deprimierter, da er sich z.B. auch daran erinnert nichts gegen Krankheiten ausrichten zu können
o Verspricht in seiner Verzweiflung Mephistopheles sine Seele, sollte es diesem gelingen Faust aus seiner Unzufriedenheit zu holen
o Mephistopheles nimmt ihn mit auf Reisen, schafft ihm Einblicke in Banalitäten und Mysterien + verstrick ihn in tragisch verlaufende Liebesbeziehung mit Gretchen, die schwanger wird, ihr Kind ertränkt, verurteilt wird, sich aber auf Faust und seinem Begleiter (Mephistopheles) graust
Schiller und Goethe:
- Nach erster Begegnung (1779) mussten fast 15 Jahre vergehen bis aus fast schon Abneigung Zusammenarbeit und Freundschaft entstand
- Traf sich 1789 zum ersten Mal zum Unterhalten mit Schiller, da dieser inzwischen auch schon mehrere Werke veröffentlicht hatte
- Schiller bittet 1794 Goethe (in einer Geburtstagskarte) zur Mitarbeit an der Literaturzeitschrift „Die Horen“, auf welche eine freundliche Zusage folgt
- Beginn eines andauernden Briefwechsels
- Schiller häufiger Gast Goethes in Weimar
- 1797: Balladenjahr, durch Wettstreit der beiden Dichter
- Schiller drängt Goethe zur Vollendung des Faust, als er nach Weimar zog
- Beide befassten sich intensiv mit der Theorie der literarischen Gattungen, dessen Ergebnis dann 1797 in „Über epische und dramatische Dichtungen“ veröffentlicht wurde
- Stil der Weimarer Klassik ging aus Zusammenarbeit der beiden Dichter hervor
- Schillers Tod am 9. Mai 1805 traf Goethe tief: "Ich dachte mich selbst zu verlieren, und verliere nun einen Freund und in demselben die Hälfte meines Daseins.", setzt ihm im „Epilog zu Schillers Glocke“ ein Denkmal