Folgend eine Rezension des Buches "Bismarck" von Eberhard Kolb - auch als Buchbesprechung zu Bismarck und als Literaturtipp brauchbar.
Siehe auch das Bismarck Referat bei weiteren gewünschten Kurzinfos zum Thema. Folgend die Kurzrezension von etwa 2 Seiten Text.
Rezension zum Hauptseminar „Bismarck“
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Fachsemester: 4; Hochschulsemester: 4; Studiengang: Bachelor Lehramt; Matrikelnummer: xx; Adresse: xx ; Tel.: xx; E-Mail: xx
Eberhard Kolb: Bismarck. München: C. H. Beck 2009. 144 S.
„Kaum eine Bismarck-Biographie verzichtet darauf, die komplexe Persönlichkeit des Reichsgründers auf die unterschiedlichen Erbanlagen zurückzuführen“ (S. 6) beginnt der im Jahr der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geborene Eberhard Kolb sein Werk mit dem schlichten doch trefflichen Namen „Bismarck“ und impliziert damit seinen weitreichenden Horizont in der Thematik um Otto von Bismarck. Kolb ist emeritierter Geschichtsprofessor der Universität zu Köln und unternimmt mit diesem Buch den gewagten Versuch, in nur knapp 140 Seiten einen kompletten, aber pointierten Überblick zum Leben Bismarcks zu geben. Er nimmt Abstand von einer polarisierenden, einseitigen Darstellung des großen Bismarcks und sucht die sachliche Ebene. Er sieht in Bismarck einen selbstschöpferischen Politiker, der gekonnt aktuelle politische Entwicklungen zu begreifen im Stande war und sie zu seinem Vorteil zu nutzen wusste. Ferner beschreibt er ihn als „erzreaktionär und ultraroyalistisch“ (S. 24).
Kolb bedient sich einer Vielzahl an Quellen und Monographien, um seine Ausführungen wissenschaftlich darzustellen und geht mit ihnen souverän um. Neben zahlreichen Briefen und den „üblichen Primärquellen“ der Bismarckforschung (Gedanken und Erinnerungen, politische Reden, etc.) greift er auch auf die drei wohl bedeutsamsten Monographien zu Bismarck zurück: „Bismarck. Urpreuße und Reichsgründer“ (Ernst Engelberg), „Der weiße Revolutionär“ (Lothar Gall) und „Der Reichsgründer“ (Otto Pflanze).
Zuvorderst zeigt Kolb auf den ersten zwanzig Seiten das Leben Bismarcks bis 1851 auf, beleuchtet danach seine lange Zeit als Diplomat in Frankfurt, Petersburg und Paris, um schließlich den „Reichsgründer“ Bismarck bis zu dessen Ableben zu begleiten. Besonders viel Aufmerksamkeit schenkt er dabei der Außenpolitik Bismarcks und der Gründung des Deutschen Reiches, bei der er Bismarcks Rolle genauer untersucht und als wesentlich herausstellt. Trotz der Kürze des Buches, scheut Kolb nicht vor Kontroversen der Bismarckforschung zurück. So folgt er dem Gedankengang Lothar Galls und läuft damit Otto Pflanzes Wertung zuwider, als es um die „Einigungskriege“ geht. Während Pflanze hier von einem unausweichlichen Krieg spricht, sieht Kolb hingegen keinen notwendigen Kriegsanlass gegeben und stellt sich so ganz an die Seite Galls. Die Streitigkeiten um die Erbthronfolge der Hohenzollern hätte Bismarck nicht bewusst genutzt, um einen Deutsch-Französischen Krieg hervorzurufen. Vielmehr sei es das herausfordernd-kämpferische Frankreich unter Napoleon gewesen, das einen Konflikt mit den Deutschen provoziert hätte. Zwar wäre die „Kandidatur kein freundlicher Akt gegenüber Frankreich“ gewesen, Napoleon selbst ließ aber „kein Mittel ungenutzt“, um Preußen zu schwächen (S. 86). Ebenso entschuldigt er den „kolonialen Ausrutscher“ Bismarcks mit der temporär günstigen außenpolitischen Lage in Europa. Darüberhinaus beschäftigt sich Kolb in seinem Buch auch eingehend und umfassend mit der Innenpolitik Bismarcks nach den „Einigungskriegen“ und stellt beispielsweise heraus, dass der sogenannte Kulturkampf zumindest teilweise auf das Vorgehen der Zentrumspartei zurückgehe.
Insgesamt ist Eberhard Kolb mit seinem Werk „Bismarck“ ein pointierter Überblick zur Bismarck-Thematik gelungen. Allein der geringe Umfang des Buches lässt keinen Vergleich zu den „drei Großen“ zu – dennoch hat Kolb mittels logisch gegliederten Aufbau und einer auch für Laien verständlichen Sprache die Hürde zwischen Kürze und Tiefgang mit Bravour gemeistert. Abstriche sind allerdings bei der Darstellung zur Jugendzeit und Herkunft Bismarcks zu machen, die auf knapp zwanzig Seiten etwas zu kurz kommen und auch die Thematik der politischen Sozialisation unzureichend darlegen. Für 8,95 EU (Amazon.de, Buch.de) ist dieses Buch dennoch absolut empfehlenswert und mindestens als Überblickslektüre brauchbar!