1. Das „Rest- Trauma“ als Anfang - ein Großreich zerfällt
Kaiser Franz Joseph starb (1916)
- er hielt auseinander strebende Völker zusammen
= Nachfolger Karl I
- versuchte ehrenvollen Frieden zu erlangen
- stellte Verbindung zur französischen Regierung her
- Im Sixtusbrief anerkannte er die Forderung der Allierten (ohne Absprache mit seinem Verbündeten)
- Alleingang wurde bekannt
- Karl I musste viel von seiner Glaubwürdigkeit einbüßen
- Soldaten slawischer Nationalitäten und manche Ungarn waren nicht mehr bereit für Erhaltung des „Völkerkerkers“ Opfer zu bringen = Zusammenbruch der Front und Auseinanderbrechen des Staates nicht mehr aufhaltbar
- Okt. 1918 Manifest zum „Neuaufbau der Staaten“
- Erklärung von Karl I zu spät
-> Auflösung der Donaumonarchie nicht mehr aufzuhalten, Nationen beriefen sich auf Punkt 10 im 14-Punkte- Programm von Wilson und erklärten Unabhängigkeit =
- Ausrufung Tschechoslowakische Republik (28.Okt.1918)
- Ausrufung ungarische Republik (16.Nov. 1918)
- Ausrufung des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen (S-H-S- Staat, 1.Dez. 1918)
Die Republik Deutschösterreich wird ausgerufen
Versammlung in Wien am 21. Okt. 1918 von deutschsprachigen Reichstagsabgeordneten
= erklärten sich zur „provisorischen Nationalversammlung von Deutschösterreich“
- Regierung aus 20 Mitgliedern = mit Ausarbeitung einer provesorischen Verfassung wurde Karl Renner beauftragt, das wichtigste Problem war die Erhaltung territorialen Bestandes
- 30.Okt.1918 = letzte kaiserliche Regierung trat zurück
- am selben Tag wurde provesorische Verfassung angenommen und damit der selbständige Staat Deutschösterreich gegründet
- Renner wurde Staatskanzler einer Konzentrationsregierung
- 3.Nov.1918- Krieg beendet- neue Grenzen ein Jahr später im Friedensvertrag von Saint Germain
- 11.Nov.1918- Karl I dankte zwar nicht ab, unterzeichnete aber eine Verzichtserklärung
(verzichtete auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften)
- 12.Nov.1918 Nationalversammlung beschloß jenes Gesetz, mit dem in Ö die Republik anerkannt wurde
Die Republik ist nicht lebensfähig
- Von Ö- ungarischen Großmacht war 1918 nur kleine Republik übrig
- wirtschaftliche Aussichten erweckten Hoffnungslosigkeit
= wichtigste Bodenschätze waren ausserhalb der neuen Grenzen, größten Industrieanlagen standen in Böhmen
- weiters fühlten sich die Österreicher durch den Kleinstaat eingeengt
2. Der Kampf um das Staatsgebiet Österreichs
Kronlandsgrenze oder Sprachgrenze?
-> Selbstbestimmmungsrecht der Völker im Friedensvertrag von Saint Germain für Ö nicht durchsetzbar
= Böhmen und Mähren in Tschechoslowakei eingegliedert, Gemeinden von Nö mussten abgetreten werden
- Süden: Berufung auf Kronlandsgrenze galt nicht
- Italien erhielt Wunschgrenze entlang des Alpenhauptkamms und somit deutschsprachigen Teil Südtirols und Kanaltal
- Untersteiermark und das Mißtal gingen an Königreich Serbien, Kroatien, Slowenien
Kärnten ungeteilt:
- Jugoslawien beanspruchte Südkärten mit Villach, Klagenfurt und dem Zollfeld
= slowenische Truppen maschierten ein
- Kärtner setzten sich erfolgreich zur Wehr
- Danach Einmarsch serbischer Truppen
- dann Volksabstimmung
- Nord und Südzone von Kärtner
- Süd war gegen Teilung
- Mehrheit und Nord musste nicht mehr abstimmen
-> Kärnten blieb bei Ö
Angliederung des Burgenlands:
- ungarischer Friedensvertrag von Trianon
= deutschsprachiger Teil von Westungarn zu Ö
= Ungarn weigerte sich = Kämpfe, dann Volksabstimmung im Raum Ödenburg (Sopron)
- unkorrekte Durchführung der Abstimmung (Terror, Listenfälschung,...)
= Mehrheit für Ungarn 1.Jän.1922 Ödenburg offiziell an Ungarn – Eisenstadt neue Hauptstaat
Bedrohung der Einheit:
- Geringes Vertrauen im Westen an den Staat
= Volksabstimmungsversuche für Anschluss an andere Staaten
Vorarlberg:
- Mehrheit für Anschluss an Schweiz
Tirol + Salzburg:
- Anschluss an Deutschland, Tirol spielte mit Gedanken mit Errichtung einer eigenen Republik
- So etwas zeigte, dass Österreicher kein Nationalbewußtsein hatten
= Folge: später Entstehung von großen innenpolitischen Konflikten und Erleichterung der Einflussnahme des Auslandes auf die österreichische Politik
3. Die politischen Parteien Österreichs
Die Sozialdemokratie zwischen Pragmatismus und Dogmatismus
- Sozialdemokratie kam nach Zusammenbruch der alten Ordnung zu wirklicher Bedeutung
- hatte als einzige Gruppe nach dem Weltkrieg ein fertiges Konzept
- wurde zur entscheidenden Macht
- vor allem Karl Renner bestimmte die Gestaltung des neuen Österreichs
- Parteiführer waren Intellektuelle
- entwickelten marxistisches Gedankengut zum „Austromarxismus“
- hatten verschiedene Auffassungen über Auslegung der Ideen von Marx
- Renner war Führer des gemäßigten Flügels
- war für Zusammenarbeit mit anderen demokratischen Gruppen
- war Pragmatiker und versuchte das Beste für die Wähler seiner Partei herauszuholen
Otto Bauer (radikaler Flügel)
- hielt an Marx proglamierten Änderung der Gesellschaftsordnung fest
- akzeptierte Gewalt nur als letztes Mittel zur Eroberung von Staatsmacht
- er befürwortete die demokratische Vorgangsweise in der politischen Auseinandersetzung
- er war gegen die Zwangsreformen des russischen Kommunismus als auch gegen die Beteiligung an einer Regierung unter der Führung bürgerlichen Parteien
Die christlichsoziale Partei - keine fest gefügte Einheit
- anfangs durch ein starkes soziales Engagement geprägt
- erst Sympathie der Arbeiterschaft dann aber Gewerbetreibender (Hauptwählerstock)
- wurde so später zu einer bürgerlich konservativen Partei
- eine große Zahl von Priestern arbeitete mit Wähler der Partei
- Bauern und Gewerbetreibende
- Führer hatten verschiedene Ansichten über Programm und politische Taktik
- Ignaz Seipel gehörte Partei an
- war intelligent, hatte staatsmännische Qualitäten und sein Idealismus wurde auch von politischen Gegnern geachtet
Die kleinen Parteien
- Großdeutsche Partei, Landbund= erzielten nur wenige Stimmen
- weitere: z.B Schoberblock, Heimatblock