Folgend ein Handout zum Spinoza Referat als Stichpunkte bis 2.3, ab 2.4 liegt dann eine Ausformulierung des Spinoza-Referats vor.
Seminar: Ideengeschichte und politische Theorie
Dozent: Dr. Andreas Nix
Sommersemester 2012
Handout zum
Referat: Spinoza – das Wesen des guten Staates
Gliederung:
1. Baruch de Spinoza
1.1. Spinoza Biographie:
- Geboren am 24.11.1632 in Amsterdam, gestorben 21.2.1677 in Den Haag.
- Herkunft: Sohn sephardischer Juden aus Portugal.
- 1656 wegen „Irrlehren“ aus der jüdischen Gemeinschaft ausgeschlossen und aus Amsterdam verbannt.
1.2. Historischer Hintergrund:
- Zeitalter der Glaubenskämpfe
- Dreißigjähriger Krieg (1618-48)
- Liberale Verfassung in den Niederlanden erlaubt Meinungsfreiheit
1.3. Wichtigste Werke:
- 1670: Theologisch-politischer Traktat
- 1677: die „Ethik“ (Ethica ordine geometrico demonstrata); Politischer Traktat
2. Spinozas Grundlagen des Staates:
- Ausgangspunkt ist das natürliche Recht des Einzelnen und das Recht und Gesetz der Natur.
- Alle Lebewesen existieren und wirken so weit ihre Macht reicht, weil es ihnen so von der Natur bestimmt ist.
2.1. Die Gesetze der Begierde und der Vernunft im Naturzustand:
- Beides ist im Naturzustand erlaubt und gleichberechtigt.
- Im Naturzustand leben die meisten Menschen nach ihren Begierden
à Folge: der Mensch lebt im Elend und in Furcht vor Feindschaft, Hass, Habgier und Hinterlist.
2.2. Der Vertrag:
- Vertragliche Übertragung individueller Rechte auf die Gemeinschaft, um nach den Gesetzen der Vernunft zu leben.
2.3. Das Recht des Staates:
- Die Regierung ist die Inhaberin der höchsten Gewalt.
- Die Untertanen müssen allen Befehlen der Regierung gehorchen auch in undemokratischen Staaten.
2.4 Spinoza über Religion und Staat
Wie verhält es sich um die Beziehung von Religion und Staat?!
Hierzu stellt Spinoza im 19. Kapitel vier wichtige Schlussfolgerungen und Ergebnisse seiner Erörterung vorne dran und begründet sie anschließend detaillierter:
- Macht er deutlich:
dass die Inhaber der Regierungsgewalt (IdRG)
allein über bürgerliches sowie geistliches Recht verfügen - Stellt er klar,
dass die Rechtskraft der Religion nur durch den Beschluss derer erlangt wird, denen das Recht zu befehlen zusteht - Definiert Spinoza das Reich Gottes
und hebt hierbei die besondere Rolle der Regierungsträger hervor - Schlägt er vor,
die Ausübung des religiösen Kults und der Frömmigkeit nach dem Nutzen des Staates auszurichten
-> insgesamt lässt sich sofort erkennen:
die Deutungshoheit obliegt der Regierung auch in religiösen Fragen
Weiter geht es im Spinoza Referat mit:
Spinoza geht grundsätzlich davon aus, dass das Gesetz Gottes das höchste Gesetz des Menschen ist, Gottes Grundgebot selbst ist Gerechtigkeit und Liebe
-> also ist das Reich Gottes nun dort, wo diese Werte Rechts- und Gesetzeskraft haben
(das kann ja nur da sein, wo d. Regierung Recht spricht: nämlich im Staat)
Dies belegt er dann argumentativ wie folgt:
Zunächst setzt Spinoza voraus,
dass die einzig wahre Vernunft von den göttlichen Lehren ausgeht:
-> damit diese aber Rechtskraft besaßen war es notwendig,
dass der Einzelne sein natürliches Recht aufgab und es auf:
- Alle-
- Einige oder
- Einen übertrug.
-> Erst ab da an konnte man zwischen Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit unterscheiden
Die Gerechtigkeit erhielt also ihre Rechts- und Gesetzeskraft erst durch das Recht der Regierung,
d.h. erst durch den Beschluss derer, die das Recht zu befehlen haben
(immer wieder ein ganz zentrales Motiv Spinozas)
Überdies vertritt er den Standpunkt,
dass das Wohl des Volkes höchstes Gesetz sein muss und sich alles danach richten solle
-> aber auch hier stellt er wieder klar:
die Deutungshoheit „was ist Volkswohl“ obliegt wieder allein d. Regierung
(schlimmstenfalls eben auch einem Tyrannen)
Spinoza sagt schließlich, das uns sein Modell sowohl die Erfahrung als auch die Vernunft lehrt und bringt historische Beispiele:
Er zeigt zB. anhand der hebräischen Geschichte um Moses,
dass die Ausübung der Religion und
die Besetzung geistlicher Ämter königlicher Natur ist.
Liegt die Entscheidungshoheit religiöser und politischer Belange nicht in einer Hand,
führe das wie beim Papsttum ersichtlich zu Spaltung und Verderben
Abschließend soll diesen Unterpunkt folg. Kernthese zus.fassen:
Laut Spinoza offenbart Gott selbst seinen Willen in der obersten Regierungsgewalt eines Staates, welcher dadurch die absolute politische und religiöse Deutungshoheit besitzt und uneingeschränkt Recht spricht.
2.5 Gedankenfreiheit im Staat
Kommen wir nun zur Gedanken- und Redefreiheit im Staat.
Gleich zu Beginn des 20. Kapitels schreibt Spinoza:
„Der Zweck des Staates ist in Wahrheit die Freiheit.“
-> er sagt, der Staat soll dem Menschen dienen und seine freie Entfaltung ermöglichen
Grundsätzlich stellt Spinoza hierzu fest,
dass der Mensch von Grund auf unterschiedlich denkt,
man also ein „Recht auf ein freies Meinungsurteil“
-> Gesetze dagegen wären völlig sinnlos und beträfen nur die Anständigen
Aber es stellt sich natürlich auch die Frage:
Wann ist die Freiheit zu beschränken um Frieden zu gewährleisten?!
-> Laut Spinoza ist das dann der Fall,
wenn jmd. wider der Vernunft durch Hass, Zorn oder Täuschung agiert
Abschließend verrät uns Spinoza noch die beste Regierungsform: nämlich die Demokratie,
weil hier die Mehrheitsmeinung stets Befehlscharakter
Fazit des Spinoza Vortrages:
Zunächst einmal: Spinoza verfasste eine seinerzeit hochbrisante Schrift,
die bis heute noch für reichlich Diskussionsstoff sorgt.
Dabei wichtig: immer den historischen Kontext der Entstehung im Blick haben
(v.a. die religiösen Spannungen und 30 Jähriger Krieg spielen Rolle)
Schwierig ist: man kann einiges untersch. interpretieren UND tlw. finden sich auch Widersprüche
In einem Satz zusammengefasst könnte man dennoch sagen:
Das Wesen eines guten Staates stellt für Spinoza das durch dieselbe (höchste) Instanz durchgesetzte unumschränkte weltliche und geistliche Recht dar.
VIELEN DANK
Literatur:
Bartuschat, Wolfgang: Baruch de Spinoza, 2. Aufl., München 2006.
Helferich, Christoph: Geschichte der Philosophie. Von den Anfängen bis zur
Gegenwart und Östliches Denken, 2. Aufl, Stuttgart 1992.
Spinoza, Baruch de: Theologisch-politischer Traktat, Hamburg 1994, S. 232-247, S. 285-309.